Notenbanken löschen mit Brandbeschleuniger

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Marktupdate 51/2020

Markus Schön, Dienstag 22. Dezember 2020

 

Die letzte vollständige Handelswoche im Jahr 2020 hatte den DAX nahe an sein Allzeithoch geführt. Dies ist eine verzehrte Betrachtung, da der deutsche Leitindex Dividenden berücksichtigt und so jedes Jahr automatisch die Dividendenrendite der dort notierten Werte hinzugerechnet wird. Ohne diesen Faktor ist der DAX noch weit von seinem Allzeithoch entfernt und liegt damit deutlich hinter dem Dow Jones zurück, obwohl dieser die Dividenden unberücksichtigt lässt. Dennoch ist es überraschend, wie gut sich die Aktienmärkte in diesem Jahr entwickelt haben. Natürlich war die Wertentwicklung in den Schön & Co Mandaten – trotz maximaler Aktienquote von 40% – in den meisten Fällen deutlich besser. Aber mit einer so starken Erholung der Aktienmärkte hatten viele Marktteilnehmer nicht gerechnet. Sie ist getragen von der Notenbankpolitik, die so expansiv ist, dass mit dem Geld alle Probleme überdeckt werden. Es stellt sich allerdings die Frage, ob diese Politik nachhaltig ist und es so gelingen wird, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Zweifel erscheinen angebracht, weil in den USA die Neuinfektionen exponentiell wachsen und in Europa immer mehr Staaten harte Lockdown-Maßnahmen verhängen. Selbst die „Corona-Musterstaaten“ Japan und Südkorea kämpfen mit wieder stärker steigenden Krankheitszahlen. Natürlich ist durch die Impfstoffe ein Ende der Pandemie absehbar, aber die Märkte rechnen – auch durch Politik ermutigt – eher heute als morgen damit. Dabei wird 2021 ein Jahr sein, in dem weiterhin Corona-Beschränkungen bestehen werden. Die Risiken zeigt die Mutation des Virus in Großbritannien sehr deutlich. Jetzt schottet sich Europa faktisch ab. Ähnliches erfolgt gegenüber Südafrika, so dass die Weltwirtschaft zumindest selektiv in ihren Lieferketten gestört werden wird. Für Großbritannien ist dies jetzt natürlich ein Signal zur Unzeit. Zum einen hat Boris Johnson für 1/3 der Bevölkerung dort neue Beschränkungen eingeführt, die praktisch ein Kontaktverbot außerhalb der Kernfamilie darstellen. Zum anderen hoffen viele Menschen und Unternehmen noch auf eine „Post-Brexit-Regelung“.

 

Es scheint fraglich, ob diese noch kommen und vor allem bis Ende 2020 in Kraft treten kann. Besser wäre, die Übergangs-frist zu verlängern, aber diesbezüglich ist wenig Bereitschaft auf beiden Seiten – EU wie Großbritannien – zu erkennen. Ähnlich wie die Corona-Infektionszahlen spielt dies an den Kapitalmärkten keine große Rolle. Das entscheidende Argument bleibt die extrem expansive Haltung der Noten-banken und der internationalen Politik. So hat die US-Notenbank angekündigt, noch länger als bislang erwartet das Zinsniveau nahe 0% zu halten und in Japan wurden die Corona-Hilfen verlängert. Irgendwann gehören – etwas übertrieben formuliert – der japanischen Notenbank alle japanischen Staatsanleihen und alle japanischen Börsen-unternehmen. Dann bekommt „Staatskapitalismus“ eine völlig neue Bedeutung, zumal Japan zwar besonders weit geht, aber mit dieser Strategie nicht allein ist. In den USA muss möglichst schnell ein neues Konjunkturpaket auf den Weg gebracht werden, um einen Stillstand nach Auslaufen des Übergangshaushalts zu verhindern. Die US-Wirtschaft aber durch Konsum zu stimulieren und gleichzeitig immer neue Corona-Negativrekorde aufzustellen, kann nicht funktioniert. Auch dies spricht für ein herausforderndes Jahr 2021, in dem wir Sie natürlich auch mit Ihrem Schön & Co Marktupdate begleiten werden. Für dieses Jahr ist es die letzte Ausgabe, so dass wir als Familienunternehmen, aber natürlich gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit einem besonderen Bild stillere, aber gesegnete Weihnachten wünschen.

 

Aber gerade in herausfordernden Zeiten zeigt sich, wie wichtig die professionell unabhängige und aktiv gemanagte Vermögensanlage ist. Schließlich resultieren viele Anstiege an den Aktien- und Rentenmärkten eben nicht aus der Stärke einzelner Unternehmen, Branchen oder Volks-wirtschaften, sondern aus Notenbanken, die Geld verteilen als würde es kein Morgen geben. Diese Bewegung kann dauerhaft nicht weitergehen, ohne zu einer Systemkrise zu führen. Deswegen ist es wichtig, sich auf stärkere Schwankungen bei dem niedrigen Zinsniveau einzustellen und die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen.

 

Vielleicht in noch stärkerem Maße gilt dies für den Aktienmarkt. Dort täuscht die positive Entwicklung der letzten Tage über die enttäuschenden Entwicklungen des Jahres 2020 hinweg. Die Aktienmärkte waren tief gefallen und haben sich nur dank der Notenbanken und Konjunktur-hilfen wieder erholt. Insofern ist das aktuelle Niveau in vielen Aktienindices eine Hoffnung für die Zukunft, bei der es erste positive Signale gibt. So geht die deutsche Chemie-industrie von einer wirtschaftlichen Belebung aus und auch der ifo-Geschäftsklima-Index ist besser als erwartet ausgefallen, obwohl der „harte Lockdown“ die Wirtschaft sicherlich stärker beeinträchtigt als dies viele derzeit erwarten. Es ist aber auch kein Umfeld, in denen rationale Entwicklungen beurteilt werden. Dann würde die Marktteilnehmer erkennen, dass Tesla nur über die CO2-Rechte und nicht an den Autos Geld verdient, aber vor allem „notorisch klamm“ ist. So wurde wieder einmal eine Sicherheitsleistung für das deutsche Werk nicht fristgemäß gezahlt. Tesla ist das größte Schnellballsystem seit Madoff.

 

Auch das System Madoff hätte vermutlich in einem so liquiditätsgetriebenen Umfeld noch viel länger funktioniert. Das Misstrauen der Anleger, das Madoff im Zuge der Finanzkrise dann tatsächlich zu Fall brachte, besteht heute kaum noch. Derzeit ist also ein Eldorado für Anlagebetrüger. Umso wichtiger ist neben wirklich unabhängiger und transparenter Expertise daher eine breite Diversifikation, zu der auch unterschiedliche Währungen zählen. Gerade Staaten mit niedriger Verschuldung wie Russland oder Mexiko haben bessere Zukunftschancen als die hochverschuldete Eurozone oder die völlig überschuldeten USA. Deswegen sind dort Unternehmensanleihen interessanter, sofern sie einen Zinsvorteil bieten. Während US-Dollar und vor allem der Russische Rubel eine besonders schwache Entwicklung in den letzten Tagen, aber auch im Gesamtjahr 2020 hatten, ist der Ansatz der Währungsdiversifikation insbesondere beim Australischen Dollar aufgegangen. Auch aufgrund der höheren Zinsen und vor allem der im Zuge der chinesischen Nachfrage wieder stärker wachsenden Volkswirtschaft hat sich die Währung sehr stabil gezeigt. Letztlich spiegelt der Wechselkurs die Stärke einer Volkswirtschaft wider.

 

Dies ist kein positives Signal für die US-Volkswirtschaft. Schließlich hat der US-Dollar fast 10% gegenüber dem Euro an Wert eingebüßt. An den Kapitalmärkten werden die USA daher derzeit noch schwächer als die Eurozone gesehen. Nimmt man dies als Maßstab, liegt die Zukunft der Weltwirtschaft ausschließlich in Asien. Von dort aus wird auch die Nachfrage nach Rohstoffen besonders getrieben. Die dynamische Erholung in China sorgt für steigende Kupfer- und Ölpreise. So ist Kupfer in diesem Jahr um 30% gestiegen, während Öl sein Minus auf 20% eingedämmt hat. Für einen Rohstoff, der zwischenzeitlich „wertlos“ war, ist dies eine ordentliche Entwicklung. Alles wird aber von Silber überstrahlt, das unsere Einschätzung bestätigt und sich mit mehr als 40% doppelt so gut wie Gold entwickelt hat.

 

Der Text ist unser sonntäglich erscheinendes Schön&Co-Marktupdate, für das Sie sich unter info@schoenco.de jederzeit kostenlos und unverbindlich anmelden können.